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100 Jahre International Labour Organization – 100 Jahre Arbeitsschutz

ILO Logo KleinZu ihrem 100jährigen Jubiläum hat die Internationale Arbeitsorganisation einen Bericht zum Thema SAFETY AND HEALTH  AT THE HEART OF THE FUTURE OF WORK - Building on 100 years of experience veröffentlicht. Der Bericht wird zur Zeit unter den Stichworten „Home-Office“ und „flexible working time“ in der deutschen Presse behandelt – und alle sind überrascht, dass diese Arbeits(zeit)formen mit massiven Gesundheitsrisiken verbunden sind. Seit meiner Kolumne „Wo ist Absurdistan?“ kann mich die deutsche Presse bei der Behandlung des Arbeitsschutzes ja nicht mehr überraschen. Wenn sie schon nicht die deutschen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse wahrnehmen will, so muss das nun ein Bericht der ILO tun.

Der ILO-Bericht ist natürlich ein internationaler Bericht. Deshalb sollte neben der sehr emotional geführten Debatte um die Klimaschutz auch einmal eine vergleichbare Debatte um den Arbeitsschutz geführt werden. Denn 1000 Menschen sterben weltweit jeden Tag an einem Arbeitsunfall und weitere 6500 jeden Tag an arbeitsbedingten Erkrankungen. Das sind 2,78 Millionen Menschen, und zwar nicht errechnet, sondern ganz real. Und diese Zahlen steigen von Jahr zu Jahr: von 2,33 Millionen in 2014 auf 2,78 Millionen in 2017. Und wie gesagt, das sind keine errechneten Zahlen, sondern reale Zahlen. Der Bericht integriert Arbeitsschutz und nachhaltige Entwicklung. Klimawandel, Luftverschmutzung und Umweltzerstörung stehen in unmittelbarer Beziehung zum Arbeitsschutz. Aber auch „Grüne Technologien“ sind nicht ohne Probleme für den Arbeitsschutz.

Natürlich umfasst der Bericht auch demografische Veränderungen und Arbeits- und Gesundheitsschutz. Interessant ist, dass in Europa das Vorkommen von nicht tödlichen Arbeitsunfällen bei jungen Arbeitnehmern mehr als 40% höher ist als bei älteren. Neben den Gründen wie weniger Erfahrung etc. sieht die ILO auch, dass es den jüngeren Arbeitnehmer an Verhandlungsmacht fehlt, gefährliche Aufgaben abzulehnen; denn sie sind meist atypisch beschäftigt und sich ihrer Rechte im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht bewusst. Auch wenn natürlich die Altersentwicklung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz eine wesentliche Rolle spielt, behandelt der Bericht auch die Situation der Frauen – insbesondere in der Situation der Arbeit zu Hause und der Plattformökonomie – und der Migranten.

Auch wenn er auf Englisch erschienen ist, ist der Bericht des Lesens der Mühe wert: https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/documents/publication/wcms_686645.pdf

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