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Ökologie der Arbeit – 10 Jahre Jahrbuch Gute Arbeit

Mit einem Rückblick über 40 Jahre (wenn man das Marx-Zitat einschliesst über 150 Jahre) „Ökologie und Gute Arbeit“ beginnt das Jahrbuch. Auch für mich ein Grund einmal über meine Erfahrungen nachzudenken. Soweit es sich nicht um Gesundheitsschutz bei der Arbeit handelte, waren Ende der 70er Jahre keine Verbindungen zu ökologischen Gedanken in der Umsetzung der Arbeitsforschungsprogramme vorhanden. Ja, wir waren im Projektträger sogar gehalten, uns keine Gedanken um die Zeit ausserhalb des Acht-Stunden-Tages zu machen. Umso mehr Begeisterung kam auf, als die Projektträger „Humanisierung des Arbeitslebens“, „Umwelt“ und „Gesundheit“ Mitte der 80er Jahre zu einer Organisation verschmolzen wurden. „Arbeit – Umwelt – Gesundheit“ das schien uns die Zukunft zu sein. Doch so war es politisch nicht gemeint. Es ging eher um die Bildung einer größeren Verwaltungseinheit. Als Mitte der 90er Jahre das Dienstleistungsforschungsprogramm begonnen wurde, habe ich mir manchmal gewünscht, der arbeitende Mensch hätte die Wertigkeit einer „Ressource“ wie Luft oder Wasser. Als er dann zu einer „Personalressource“ wurde, ging es eher um Einsparung; denn mit Energie musste man ja auch sparsam umgehen.

Umso mehr freue ich mich, wenn jetzt die beiden Konzepte Ökologie und Arbeit wieder zusammengebracht werden. Natürlich schwebt die Aussage von Marx, dass die kapitalistische Produktion die Springquellen allen Reichtums untergräbt, nämlich die Erde und die Arbeit (Jahrbuch, S. 17) wie ein Damoklesschwert über allem. Doch es lohnt sich, einen neuen Anlauf zu nehmen.

Das Jahrbuch umfasst zwei große inhaltliche Abschnitte: den ersten mit der Zukunftsdebatte in den drei Wirtschaftssektoren, flankiert von einem übergreifenden Artikel zum Thema Wachstum und Transformation von Dörre und Becker und der abschliessende von Jana Becker zur Frage vom Widerspruch zwischen Jobs und Transformation. Der zweite große Abschnitt umfasst die Dimensionen von Ökologie, Arbeit und Arbeitspolitik. Diese großen inhaltlichen Abschnitte werden mit dem o.a. Überblick begonnen und schliessen mit einem ausführlichen Fazit von Hans-Jürgen Urban. Den letzten großen Abschnitt bilden die Daten, Schwerpunkte und Trends der Arbeitswelt von heute.

Angesichts der vorangegangenen 300 Seiten ist das Fazit von Urban „Ökologie der Arbeit“ eine schwere Aufgabe. Urban geht von drei Reproduktionskreisen aus: der Arbeitskraft, der Gesellschaft und der Natur. Diese überschneiden sich im Feld der Arbeitsökologiepolitik. Leider kann er nur mit Mühe verhindern, dass der defensive Charakter eines „Reproduktionskonzeptes“ sich durchsetzt. Reproduktion bedeutet ja gewöhnlich nur Abwehr von Belastungen, bzw. Erholung nach Belastungen. Urban versucht diesen Mangel über die persönlichkeitskonstitutiven Aspekte der Arbeit zu beheben. Er führt hier insbesondere die „angemessene Anerkennung für verdienstvolle Leistungen über die zentralen Tauschmedien Geld, Sicherung des sozialen Status und Wertschätzung“ an (S. 334). Die Folgerung und Gestaltung einer „persönlichkeitsfördernden Interessenpolitik“ (S. 335) bleibt aber Zukunftsaufgabe. Auch wenn es um die „Wirtschaft als Kernfeld gewerkschaftlicher Reproduktionspolitik“ geht, bleibt Urban merkwürdig eng. Deutet der erste große inhaltliche Abschnitt des Jahrbuches an, dass es um eine Transformation des Industriialismus gehen muss, bleibt Urban bei der Automobilindustrie. Das ist sehr zu bedauern; denn sein Magisches Viereck der Nachhaltigkeit mIt „Nachhaltiger Qualität der Arbeit“, Ökologischer Nachhaltigkeit“, Beschäftigungspolitischer Nachhaltigkeit“, „Nachhaltiges Wettbewerbsmodell“ und zentral „Wirtschaftsdemokratie“ böte gute Chancen für eine übergreifende Debatte.

Das Jahrbuch „Gute Arbeit – Ökologie der -Arbeit – Impulse für einen nachhaltigen Umbau“ herausgegeben von Lothar Schröder und Hans-Jürgen Urban erscheint 2018 im Bund Verlag Frankfurt.

 

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