Sie sind hier:Startseite»Aktuelles»Interessant zu lesen: Die Zukunft einfacher Industriearbeit

Interessant zu lesen: Die Zukunft einfacher Industriearbeit

Hartmut Hirsch-Kreinsen hat sich interessante Gedanken über die „Industrielle Einfacharbeit“ gemacht. Er geht aus von der Kritik an der herkömmlichen Meinung der „Industrie 4.0 Enthusiasten“, einfache Arbeit würde angesichts der Informatisierung und Automatisierung einfach verschwinden. Er entwickelt stattdessen vier Szenarien, die in verschiedenen Umgebungen real werden könnten:

  • Die Automatisierung der Einfacharbeit
  • Die Aufwertung einfacher Industriearbeit
  • Die digitalisierte Einfacharbeit und
  • Die strukturkonservative Stabilisierung der Einfacharbeit.

Damit unterscheidet er sich deutlich von den großen Vereinfachern. Leider lässt er es dann bei den Folgerungen für das politische Handeln bei dem lange bekannten Zielkonflikt zwischen der Abschaffung der einfachen Arbeit und der Stabilisierung der schlechten Arbeit für Beschäftigung. Den Zielkonflikt kann auch seine Forderung nach der Abkehr von der „Hightech-orientierten“ Politikperspektive nicht lösen.

Hirsch-Kreinsen befindet sich auch in dem Dilemma, dass er unter „Industrieller Einfacharbeit“ etwas sehr unklares versteht. In der Hauptsache scheint er sich auf die manuelle Arbeit in der Fertigung zu konzentrieren, wobei der dann noch die Arbeit in der Logistik (ein typischer Dienstleistungsbereich) der Industrie zuordnet. In dem Denkkonzept der Arbeit mit Symbolen (Wissensarbeit), an Menschen (Interaktionsarbeit) ist es wohl eher die Arbeit mit und an Material. Damit verpasst Hirsch-Kreinsen auch die anderen Arten der „Einfacharbeit“ im Produzierenden Gewerbe in den Blickwinkel zu nehmen. Denn auch in den Büros und Verwaltungen des Verarbeitenden Gewerbes ist der Kampf um die Gestaltung der Einfacharbeit schon längst entbrannt.

Trotz aller Kritik ein sehr lesenswerter Artikel, der sich von anderen „Prognosen“ abhebt:
http://library.fes.de/pdf-files/wiso/12583.pdf

Gelesen 303 mal