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Weiterentwicklung der Bewertung von Arbeitssystemen notwendig

Leider ist die Bewertung von Arbeitssystemen in der Dienstleistungsforschung noch unbekannt. Wie üblich in Diskussionen um Digitalisierung heisst es: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“, wobei Hans-Jörg Bullinger vor Jahrzehnten ergänzte: “und damit allen im Weg“. Aber heute ist die Wissenschaft international und da heisst es dann „Man in the loop“. Ein Konzept, das vielleicht zur Gestaltung in einer Weltraumkapsel oder im Kampfflugzeug dient, vielleicht auch noch beim maschinellen Lernen, aber nicht bei der Gestaltung und Bewertung ganz normaler „Lohnarbeit“.

Arbeitswissenschaft hat die Aufgabe zu analysieren, zu bewerten und zu gestalten. Seit 50 Jahren wird das Arbeitssystem mit arbeitswissenschaftlichen Kriterien bewertet. In den 80er Jahren war ein Bewertungssystem entstanden, das - theoretisch fundiert - auf Arbeitssysteme der Produktion angewandt wurde. Mit der Tertiarisierung und der Bedeutung der Nachhaltigkeit machten sich aber immer mehr Schwächen bemerkbar. Leider waren die Informatik und die Dienstleistungsforschung – im Gegensatz zu den Ingenieur- und Sozialwissenschaften vor über 40 Jahren – nicht im Stande die Bewertung der Arbeitssysteme fort  zu entwickeln.

In der Arbeitswissenschaft selbst erschien es, dass durch die Konzeption der Interaktionsarbeit eine Weiterentwicklung möglich sein könnte. Durch neue Entwicklungen wie die Forderung der Inklusion oder der Nachhaltigkeit ist allerdings ein gewisser Stillstand in der Entwicklung eingetreten. Ohne die Weiterentwicklungen wird das Bewertungssystem in seinem Nutzen und in seiner Handhabbarkeit stark eingeschränkt, allerdings ohne seinen heuristischen Nutzen zu verlieren (s. Anlage). Hier ist eine Kooperation zwischen Dienstleistungsforschung und Arbeitswissenschaft dringend notwendig.